Einzelkatze oder Zwei ...

Tatsächlich gibt es heute immer noch sehr viele Katzenfans die der Ansicht sind, dass Katzen absolute Einzelgänger sind. Doch jeder Besitzer von zwei oder mehreren Katzen wird bestätigen, wie sehr seine ehemalige Einzelkatze auflebte als eine zweite dazu kam, wie schön es ist zwei Katzen bei ihrer Kommunikation zu beobachten, wie sie zusammen schmusen, wie sie miteinander toben, sich jagen, sich gegenseitig Putzen, oder auch schon mal zeigen, dass sie gerade alleine dösen wollen, wie sie sich unterhalten…

Als Mensch kann man zwar wunderbar mit nur einer Katze leben, so mancher schafft es sogar ganz ohne Mietze (unverständlicherweise), aber so ganz kann ein Mensch einen Katzenkumpel nicht ersetzen und strengt er sich noch so an, die Sprache ist nun mal eine andere. Um das Futter für unsere Mietzen zu verdienen ist es oft
unumgänglich, dass man seine (Einzel)Katze täglich für einige Stunden alleine lässt. Lebt diese Katze nur in der Wohnung kann sie schnell an Langeweile leiden. Sie verbringt die Stunden dann schlafender Weise mit dem Warten auf ihren geliebten Menschen und stürzt sich dann bei seiner Heimkehr nicht selten mit all ihrer
Energie auf ihn, fordert die volle Aufmerksamkeit, die wir natürlich auch gerne geben, aber das schlechte Gewissen plagt uns spätestens am nächsten Morgen beim schließen der Haustür mit einem letzten Blick in Mietze's traurige Augen. Wen dieses schlechte Gewissen plagt, wessen Katze sich tatsächlich langweilt, oder wer beim Anblick schmusender und miteinander spielender Katzen total verzückt ist, der sollte gar nicht
lange überlegen: Eine zweite Katze muss her!

Natürlich verursachen zwei Katzen auch mehr Kosten, alleine das schreckt viele ab, aber den Genuss, die Lebensbereicherung und die Freude vervielfachen sich ebenso. Hat die eine Mietze gerade keine Lust zum schmusen ist sicherlich die andere allzu gerne bereit, beide streichen um deine Beine, belagern dein Bett, begrüßen dich bei der Heimkehr freudig erwartend, ist man traurig, gibt es doppelten Trost und zum lachen gibt’s mit zwei Mietzen natürlich auch doppelt so viel. Man hat viel mehr Leben um sich rum. Ich selbst habe mich vor einiger Zeit zu einer Zweitkatze entschieden, obwohl mein Kater Freigänger ist, also durchaus Abwechslung im Freigang bekommt, und obwohl das Tierheim ihn als absoluten Single vermittelte. Dennoch habe ich den Schritt gewagt und es nicht bereut. Mein Kater hat die kleine Zweitkatze sehr schnell akzeptiert. Auch wenn es bis jetzt keine große Katzenliebe mit schmusend ineinander verschlungenen Katzenknäueln geworden ist, so vermittelt mein Kater schon den Eindruck, dass die Kleine noch mal richtig Schwung in sein Leben gebracht hat. Er tobt wieder durch die Wohnung wie ein Teeny, die beiden spielen Fang und Jagdspiele miteinander, geben sich Köpfchen, drücken sich schon mal schnurrend aneinander oder der Kater leckt liebevoll ihr Köpfchen ab. Also durchaus zwei zufrieden MITEINANDER lebende Katzen und keine Einzelgänger. Natürlich kann man auch bei miteinander lebenden Katzen schon mal den Eindruck bekommen, dass sie sich für Momente nicht mögen. Haben die beiden gerade noch freundschaftlich miteinander getobt, kann plötzlich eine kleine Angebergeste der Auslöser für eine richtige Fetzerei sein, schon zieht die eine Mietze, von diesem Macho-Gehabe erschreckt, beleidigt ab, aber nur um dann eine Stunde später wieder gemeinsam mit der anderen Katze auf dem Balkon die Vögel zu beobachten. 10 Minuten später wird dann sogar wieder der Fressnapf geteilt und wieder 10 Minuten später dösen beide nebeneinander friedlich auf der Couch. So genau weiß man also nie woran man bei seinen Katzen ist. Mal total lieb zueinander, mal absolut zickig, oder gar angriffslustig dem Katzenkumpel gegenüber… Öfter mal was neues und immer wieder spannend… und irgendwie doch ganz anders als das Leben einer in
der Wohnung gehaltenen Einzelkatze, oder?

Nun muss aber selbst ich als absoluter Zweitkatzen-Befürworter zugeben, dass es nicht jeder Einzelkatze gefällt, wenn man ihr einen Katzenkumpel vor die Nase setzt. Ist die Katze rundum glücklich, vielleicht sogar Freigänger, zeigt sie keine Anzeichen das ihr das Leben alleine nicht gefällt (wie resignierendes Tag verpennen, Spielunlust, Tapeten abreißen, oder sogar Unsauberkeit usw.), dann ist es tatsächlich nicht ratsam, dieser Mietze unüberlegt eine Zweitkatze vor die Nase zu setzen, obwohl auch in solchen Fällen die Einzelkatze ihrem Dosi zu liebe
schon mal Kompromisse eingeht und den Neuling duldet… Die meisten Katzenfreundschaften entstehen jedoch am häufigsten in der Kinderstube oder bei recht jungen Mietzen, oder auf jeden Fall zwischen solchen Katzen, die die meiste Zeit mit anderen Katzen gemeinsam gelebt haben. Einzelkatze wird eine Katze erst, wenn sie von ihrer Katzenfamilie in ein neues zu hause kommt, wo es keine anderen Mietzen gibt. Hat die Katze die Möglichkeit raus zu gehen, findet sie draußen genug Abwechslung und kommt dort auch mit anderen Katzen in Kontakt, in welcher Form auch immer. Wird sie in der Wohnung gehalten, sieht das wirklich schon ganz anders aus. Viele Einzelkatzen kommen dort regelrecht vor Langeweile um, fangen mit irgendwelchen „Unarten“ an, jammern regelrecht, oder resignieren mit der Zeit einfach, verschlafen die meiste Zeit und lassen sich so recht auch nicht mehr zu anderen Dingen animieren. Das sieht dann meist für uns Menschen so aus, als ob die Katze glücklich ist… schließlich ist es doch "normal", dass Katzen so viel schlafen… ist es aber in der Form nun mal nicht ;-)

Allerdings liegt dies weniger an der Schlafdauer der Katze, als an der Lustlosigkeit. Gemeint ist damit, dass eine Katze, die nur noch schläft UND total unmotiviert ist, zu nichts anderem mehr Lust hat, kaum mal spielen mag, definitiv ein Problem mit Langeweile hat. Erwachsene Katzen schlafen schon recht viel, ca. + -16 Stunden, aber zufriedene Katzen spielen dennoch sehr gerne, sind aufgeweckt und interessiert an allen möglichen Dingen. Ist das nicht der Fall, dann stimmt etwas nicht. Von Anfang an zwei Katzen in einer katzengerechten Wohnung, wäre eigentlich immer die bessere Alternative, zumal ich nicht unbedingt ein Freund von ungeschütztem Freigang bin ( was wieder ein anderes Thema ist). Bekommt man irgendwann den Eindruck, dass die Katze sich alleine nicht wohl fühlt, dann hat man aber selbst bei jahrelanger Einzelkatzenhaltung eine Chance, dass die Zweitkatze akzeptiert wird, denn eine unglückliche Einzelkatze ist verträglicher als man glaubt. Gegen Katzenlangeweile ist ein Katzenkumpel ein sehr gutes Heilmittel, denn die beiden werden sich immer miteinander beschäftigen, auch wenn die ausstehenden Rangkämpfe und Rangeleien uns Dosenöffner vielleicht den Atem rauben werden. Meist sieht das ganze schlimmer aus, als es ist und lieber ein fetziger Streit, der Aggressionen abbaut und die Katzen auch auf eine Art unterhält, als Langeweile, die die Katze krank machen kann. Wie kommt es nun zu
der Annahme, dass unsere Mietzen Einzelgänger seien?

Nun, unsere Katzen stammen von verschiedenen Wildkatzenarten ab. Diese Wildkatzen sind tatsächlich alle Einzelgänger, die sich nur zur Paarungszeit an ihre Artgenossen heran wagen. Doch schon vor 4000 bis 5000 Jahren im alten Ägypten lebten die Vorfahren unserer Hauskatzen schon in friedlichen Lebensgemeinschaften zusammen, also scheinen sich unsere Mietzen nicht sehr viel um ihre natürliche Einzelgänger-Veranlagung nach Wildkatzenart zu scheren. Anscheinend hat einst die Nähe zu den Menschen und das vermehrte Nahrungsangebot in Menschennähe, sie dahingehend geprägt, dass sie andere Katzen an ihrer Seite dulden.
Man kann das auch sehr gut in Großstädten beobachten, oder in Urlaubsländern, in Hotels, wo streunende Katzen in großen Gruppen friedlich und vor allem freiwillig zusammen leben, sich Schlafplatz und Futter teilen und sogar Freundschaften schließen. Also ja eigentlich total untypisch für Katzen, dürfte man den Vorurteilen
glauben. Allerdings sollte man solche Katzen-Gruppen nicht mit einem Rudel verwechseln. In einem Rudel, wie bei Wölfen z.B. gibt es verschiedene Ränge, einen der das sagen hat, andere die sich als Teil der Gruppe ansehen und sich unterordnen. Eine Katze fühlt sich selbst als vollwertig und ganzes. Sie sieht die anderen eventuell als Ergänzung, im schönsten Fall als totale Bereicherung, als gleichwertigen Kumpel, manchmal aber auch als überflüssig an. Wir Menschen sind diejenigen, die das Verhalten der Katzen maßgeblich beeinflussen. Wir beeinflussen tatsächlich, ob aus jungen, noch formbaren Katzen Einzel-, Paar- oderGruppenkatzen, menschenbezogene oder scheue, kinderfreundliche und hundefreundliche, ängstliche oder selbstbewusste, soziale oder unsoziale Mietzen werden. Junge Katzen sind noch so gelehrig und lassen sich voller Vertrauen auf so vieles ein, was wir Menschen für sie bereithalten. Trennt man ein Kitten von seiner Familie und hält es fortan als Einzelkatze, dann vergisst diese Katze irgendwann ihre sozialen Kontakte zu den Geschwistern und der Mutter. Ist diese Mietze dann einmal erwachsen, dann wird es schon schwieriger, aber dennoch nicht unmöglich, diesen Single an eine zweite Katze zu gewöhnen. Ich kann nur jedem raten:

Besser, man nimmt von Beginn an zwei Mietzen. Kein Mensch kann
einer Katze das bieten was eine Zweitkatze ihr bieten kann und strengen wir uns auch noch so an. Wir sprechen ja nicht die gleiche Sprache…Und wie schön ist es auch für uns Menschen, wenn wir z.B. im Ausland ganz alleine sind und jemanden treffen, der unsere Sprache versteht. Genauso ist es auch für unsere Katzen.

Petit Charmeur's
evelyn.david@petit-charmeurs.de